Übernachtung Niederhorn

Der Hochsommer und die schönen Tage mit grenzenlosem Sonnenschein, liessen sich in diesem Jahr auf sich warten für eine Übernachtung in den Bergen. Die überall angespannte Hochwassersituation machten eine Durchführung unmöglich. Das draussen Schlafen unter dem unendlich grossen Sternenhimmel, hatte ich schon so sehr vermisst. Umso mehr stieg meine Freude, als endlich ein stabiles Hoch in Sicht lag!! Spontan und Dank meiner guten Vorbereitung, konnte ich gleich sofort das geniale Wetterfenster nutzen. Sehr heiss war es und laut Wetterbericht für diese zwei Tage, keine Gewitter zu erwarten. Mit Sack und Pack startete ich bei besten Bedingungen bei der Beatenbucht ins Übernachtungsabenteuer! Mein Plan war es zuerst hoch zu wandern zum schon lange geplanten Biwakplatz Niederhorn, den ich mir ausgesucht hatte. Schweiss treibend fühlte sich der Aufstieg an beim Wandern zur ersten Etappe Beatenberg. Gemütlich genoss ich eine Weile, oben im längsten Dorf Europas Beatenberg, die wunderbare Aussicht und konnte mich so gut wieder stärken für den Weitermarsch zum Niederhorn. Nicht genug kann ich bekommen von der Naturpracht, welche überall so stark präsent ist und mir begegnet. Das schwere Rucksackgewicht macht mir enorm zu schaffen, sodass ich immer Pause einlegen musste und so dabei die Natur geniessen konnte. Oben bei der Mittelstation Vorsass 1581 m.ü.M, gönnte ich mir gerade nochmals eine ruhige Erholung mit bestem Blick auf den Thunersee, sowie dem prächtigen Panorama. Wenig später nahm ich noch das letzte Stück in Angriff: das gemütliche Kühl durch den Wald zum Biwakplatz mit angenehmem Wind. Die Vorfreude auf eine sternenklare Nacht war extrem gross, als ich mein Übernachtungsziel schon von Weitem sah. Der ideale Platz war ein kleines, ebenes Stück Grasfläche am Rand der spektakulären Abgrundkante, welches sicher geschützt vor Wildtieren, ausserhalb des Zaunes lag. Genau auf dieser wunderbar gelegenen Fläche mit bestem Blick auf den glasklaren Thunersee sowie zu den Nachbargipfeln: Sigriswiler Rothorn, Mittaghorn und wenige Meter vor mir die mächtige Felswand vom Niederhorn, mein Nachtbiwak. Bevor ich aber damit beginne einzurichten, ging ich noch zuerst hoch zum Berghaus und füllte meine Wasservorräte vollständig auf und genoss die ersten Augenblicken ganz zuoberst auf dem Aussichtsgipfel!! Noch bedeckten überall am Himmel Quellwolken, welche die Sonne ab und zu überschatteten. Doch das störte mich überhaupt nicht, denn im Gegenteil, wurde ich bereits am Anfang total überrascht. Plötzlich vor mir ganz nahe, ein junger, kleiner Alpensteinbock!! WOW wie sehr freute ich mich über diesen spontanen Besuch ganz alleine oben auf dem Aussichtspunkt. Ganz nahe konnte ich das herzige Steinwild beobachten und genoss dabei richtig die wunderbare Stille. Unglaublich schön, bereits am ersten Tag, eine solche Begegnung zu machen; das war einfach der Hammer!!

Langsam aber sicher spürte ich einen Hunger, welcher ich unbedingt bald stillen sollte. So stieg ich wieder ab zu meinem Biwak-Schlafplatz, der nur einige Minuten vom Berghaus Niederhorn entfernt lag. Mit meinem modernen und praktischen Übernachtungsmaterial hatte ich mich schnell eingerichtet. Endlich konnte ich ganz gemütlich mit herrlichster Abendsonne das verdiente Abendessen genießen. Unglaublich wie schnell sich die Quellwolken zurück gebildet hatten, als ich den Himmel mit der langsam untergehenden Sonne beobachtete. Es war ein wunderbares Naturspektakel, die glühende Sonne am Horizont verschwinden zu sehen. Der Abend hätte nicht besser sein können für mein ganz besonderes Übernachtungs-Higlihgt, welches ich geplant hatte. Ausgerüstet mit einer Wachsfackel sowie vielen farbigen Leuchtstäbchen und einem feinen fruchtigen Partydrink, liess ich den ersten Tag ausklingen. Atemberaubend fühlte sich der Blick übers grenzenlose Lichtermeer vom Thunersee an und die unendlichen, vielen, leuchtenden Sternen! Einfach ein Traum, ganz alleine mit dem starken Vollmond in dieser stillen Atmosphäre zu sein. Nach gut einer Stunde Genuss pur, war die Fackel niedergebrannt und die Zeit um in den Schlafsack zu schlüpfen rufte. Total begeistert beendete ich den ersten Tag meines Abenteuers, welches bis jetzt so krass abgegangen war. Lange konnte ich nicht einschlafen und bestaunte immer wieder das unendliche Himmelszelt, das unser allmächtiger Schöpfer so wundervoll erschaffen hat! Die Nacht war zu schön, um überhaupt lange zu schlafen. Sternenklar mit dem glühenden Vollmond, zeigte sich die Nacht von der allerbesten Seite, die ich mir so gewünscht hatte.

Schnell ging es und die Morgendämmerung brach zum zweiten Tag ein. Wie herrlich war es, aufzustehen mit angenehmem Morgenwind, der mich sanft erfrischte. Natürlich wollte ich zum Sonnenaufgang oben direkt auf dem Aussichtspunkt sein. In Kürze räumte ich mein Nachtbiwak zusammen und wanderte hinauf zum Aussichtspunkt. Pünklich etwas nach 06:00 Uhr stieg die Sonne wie ein glühender Ball von Osten her, vom Gemmenalphorn auf. Nur staunen konnte ich dabei und spürte richtig ein schöner, grenzenloser Frieden im Herzen. Hungrig, nach dem Prachtssonnenaufgang, wartete mein Frühstück aus dem Rucksack, das ich wieder an meinem Biwakplatz genoss. Die wohltuende Stärkung hat gut getan und die Vorfreude über den kommenden Tag war gross. Mein Plan für den zweiten Tag ist das unbekannte, versteckte Tropfloch, welches im Gebiet Siebenhengste/Seefeld lag, zu besuchen. Bis jetzt wusste ich noch sehr wenig darüber, deshalb meine Entdeckerneugier umso stärker. Das Hauptetappenziel wird mich später im schönen, abgelegenen Eriz erwarten.

Frisch gestärkt und mit einem mega freudigen Gefühl im Herzen, brach ich zur langen Tageswanderung des 2. Tages auf. Die Sonne stand schon sehr hoch am Himmel und schien bereits mit voller Kraft auf die Alpweiden. Noch waren die Temperaturen schön angenehm frisch. Die Route führte mich quer durchs breite und lang zogene Wandergebiet, rund ums Niederhorn. Ungefähr 120 km Wanderwege gehören zum Gebiet Niederhorn, das enorme und verschiedene Möglichkeiten bietet. Kurze Zeit später auch schon die erste, herzige Überraschung. Nicht weit weg vom ersten Gipfel Burgfeldstand, begegneten mir eine junge Gruppe von Steinböcken. Die Atmosphäre so ruhig und friedlich als ich ihnen zuschaute, wie sie miteinander übermütig spielten. Ganz genau konnte ich beobachten, wie eine solche Herde zusammen lebt, die älteren Tiere eher gemütlich und die Jüngeren sehr verspielt. Auf dem Weiterweg begegneten mir wunderschöne Alpenrosen und am zweiten Gipfel Gemmenalphorn bereits eine weitere Gruppe von Steinböcken. Die Stimmung war so unbeschreiblich schön ganz alleine mit den Tieren oben am Gipfel!!! Sogar die Alpenbergdohlen kamen mir so sehr nahe, sodass eine direkt auf meinen Rucksack flog und eine Weile blieb. Nach diesen herzigen, tierischen Begegnungen, wurde das Gebiet immer wie verlassener und vor mir zeigte sich das grosse weit flächige Karst Siebenhengste Seefeldgebirge. Genau in diesem geheimnisvollen Gebiet soll sich unterirtisch ein riesiges Karsthöhlensystem von über 100 km verbergen. Mega gespannt wie ein Regenschirm war ich auf die bevorstehende Höhle, die auf mich wartet. Diese öffentliche Höhle (Tropfloch) genannt, ist eine ca. 1 km lange Karsthöhle mit verschiedenen Stollengängen. Die Neugier umso stärker beim daran denken, was auf mich wartet. Nach einigen km Wanderung kreuz und quer durchs raue, verlassene Gebiet, kam ich endlich am Höhleneingang an, der versteckt in der wilden Umgebung lag. Vor dem aufregenden Erlebnis genoss ich zuerst eine gemütliche Runde mit einer kleinen Stärkung, sowie ruhigen Mittagsschlafpause.

Gut ausgerüstet mit einer leistungsstarken Stirnlampe, ging das aufregende Abenteuer los. Total aufgeregt war ich beim einsteigen in die geheimnisvolle Welt. Schon nach wenigen Metern zeigte sich die atemberaubende Schönheit der Tropfsteinhöhle. Komplett erstaunt über diese wahnsinnige Entdeckung, war ich beim immer tieferen Vordringen in die riesige, verzweigte Höhle. Hier innen wurde mir klar, wie mächtig das gesamte Karsthöhlensystem Siebenhengste-Schrattenfluh- Hohgant sein muss. Ohne dass ich es wollte und bemerkte, wusste ich plötzlich nicht mehr welche Richtung der Höhlenausgang war. Unglaublich schnell kann es in einer Höhle gehen, und man verliert so schnell die Orientierung. Kurze Zeit kam in mir eine plötzlich Angst hervor, da ich eine solche Situation noch nie erlebt hatte. Doch eines wusste ich: gerade in einer solchen Lage, welche bei jedem Abenteuer mal vorkommen kann, dass ich nie alleine bin, egal in welch misslicher Lage. Der Glaube an unseren allmächtigen Schöpfer, der alles unter Kontrolle hat, half mir mit der Angst umzugehen. Kurze Augenblicke darauf, plötzlich wieder ein helles Licht am Stollgangende!! Wow die Erleichterung pur, mein Herzschlag mega hoch.

«Ja dieses aufregende Erlebnis zeigt mir wieder einmal mehr, dass immer Verlass ist auf unseren treuen Schöpfer im Himmel!!!»

Eines ist schon klar! Hier her komme ich wieder zurück, das nächste mal, mit noch mehr Sicherheitsvorkehrungen. Die letzten km Wanderweg führten mich noch zum Grünenbergpass und weiter Richtung Inner- Eriz. Unterwegs fühlte ich mich immer mehr erschöpft und müde. Mein Wasservorrat ging dazu auch noch aus und der Weg schien mir irgendwie endlos lang. Mit voller Freude sah ich in der Ferne plötzlich einen Brunnen mit frischem Wasser. Schnell war die Müdigkeit vergessen, als ich mich nach Herzenslust mit dem herrlich erfrischenden Brunnenwasser füllen konnte. Von dort war es nur noch einen kleinen Katzensprung bis zum Hauptetappenziel Inner- Eriz, das ich nach ca. 4 Stunden, 35 Minuten erreichte. Zur Belohnung des Tages gönnte ich mir von einem Bauernhofladen feinste Bauernhofglace. Mhhh tat dies gut nach über 18 km Wanderstrecke. Zur totalen Überraschung vom Tag, traf ich spontan Bekannte an, die mich mit dem Auto nach Thun mitnahmen. Überglücklich, müde, sowie voller unglaublich schönen Erlebnissen, beendete ich diesen Tag mit einem Sprung vom 10 m Turm ins kühle Nass, den ich im Strandbad Thun genoss.