Biketour Grimselpass

Endlich nach langem Warten auf den idealen Zeitpunkt, war es soweit: mein erster, großer Alpenpass mit dem Bike zu queren, stand vor der Tür. Der Drive einmal einen grösseren Pass zu passieren, wurde in den letzten Monaten immer wie heftiger. Bis jetzt hatte ich nur kleinere Pässe unter 2000 m.ü.M bezwungen. Mit dem Plan den Grimselpass zu queren, wusste ich, dass dies eine grosse Hürde sein wird. Nach der letzten, grossen Biketour Murtensee, war ich extrem motiviert und bereit um das anstrengende, harte Abenteuer zu starten. Mit dem Wetterbericht eines stabilen Hochs und gute Bedingungen oben auf dem Pass, ohne restlichen Schnee, konnte ich endlich dieses Vorhaben starten. Total aufgeregt und fast nichts geschlafen, stand ich um 03.45 Uhr auf. Der Gedanke am Mittag auf einem grossen Alpenpass zu stehen, machte mich schon so richtig nervös und die Vorfreude stieg extrem an. Um ca. 04.30 Uhr fuhr ich durchs schön beleuchtete Thun, das noch völlig ruhig wie im Schlaf lag. Von Thun meinem Startpunkt bis zum Hauptetappenziel Visp VS, erwarteten mich jetzt etwa ca. 150 km Strecke. Wunderschön wie in einem Traum, präsentiere sich der Thunersee im langsam kommenden Morgenlicht. Die erste Fahr-Etappe nach Interlaken, komplett ruhig ohne grösseren Verkehr. Als ich dort ankam und Richtung Brienzersee weiter fuhr, zeigte sich die aufgehende Sonne am östlichen Horizont immer wie stärker. Das gigantische Naturspektakel ist so schön, dies während der Fahrt zu beobachten. Ab der Ortschaft Oberried am Brienzersee, stieg die Sonne wie ein feuriger, glühender Ball auf. Etwas später hatte ich unterwegs den idealen Frühstücksplatz, direkt am Brienzerseeufer gefunden.

Mhh wie herrlich schmeckte mir das Konfitürenbrot, dazu eine Kakaomilch. Die Sonne strahlte mich schon sehr heftig an, voller Licht und Wärme. Gestärkt mit neuer Energie, fuhr ich weiter bis zum Ende des Brienzersees nach Brienz Dorf. Von dort führte mich die Route alles schön geradeaus, Tal einwärts nach Meiringen. Unterwegs begegnete ich dem bekannten Flugplatz Militärstützpunkt Meiringen (TMA HX) mit seiner Berühmtheit durch den Flugbetrieb der Schweizerluftwaffe. Als leidenschaftlicher Gleitschirmpilot kannte ich diesen Flugplatz, weil jeder Flug in der Region Interlaken in dieser Luftraumzone des Militärstützpunktes liegt. Jetzt endlich konnte ich die Start- und Landebahn einmal aus der Nähe betrachten. Eine Weile später durchfuhr ich schon Meiringen und weiter nach Schattenhalb, der Einstieg in die lange Passstrasse. Bevor es aber richtig los ging mit dem Aufstieg, nahm ich noch einmal eine kleine Stärkung zu mir. Die nächste Etappe Innertkirchen zum Tor der Grimselwelt, war noch relativ gemütlich. Ab Innertkirchen bekam ich richtig zu spüren welch krasse Steigung mich jetzt enorm Kraft kosten wird. Der mentale Aufstiegskampf begann schon am Anfang der noch gar nicht richtig begonnenen Passstrasse. Die wunderbare Natur rund um, so mächtig und schön, dass schnell alles Andere vergessen war. Bald erreichte ich, total verschwitzt, das kleine und urchige Dörfli Guttannen vor dem Alpenpass. Eine gemütliche, heimelige Atmosphäre kam mir entgegen, als ich durch den kleinen Dorfkern fuhr. Von da an begann der lange, kurvenreiche, steile Alpenpass so richtig.

Die Passstrasse forderte mich körperlich extrem heraus und zerrte total an den Kräften. Immer wieder musste ich eine kleinere Pause einlegen, um auszuruhen. Dafür wurde ich mit dem prachtvollen Alpenpanorama rundum belohnt, das sehr motivierte. Vor lauter Begeisterung von dieser Kulisse, passierte mir ein ganz doofer Fehler. Überall auf der Strecke wunderbare Gelegenheiten, um schöne Bilder zu fotografieren. Schnell ist aber die Aufmerksamkeit plötzlich an einem anderen Ort. Ohne dass ich es gemerkt hatte, vergass ich mein Handy auf einem Stein, nahe am Strassenrand. Erst ca. 100 m weiter oben, der Schreckensmoment als ich es bemerkte. Die harte Konsequenz: alles wieder runterfahren zum Stein. Zusätzlich durch diese Situation verlor ich viel Energie und Kraft. Ausgelaugt durch diese Aktion fuhr ich die endlos lange Strecke weiter zum ersten Stausee Räterichsboden.

Endlich konnte ich mich kurz ausruhen und die schöne Aussicht auf den Stausee geniessen. Eindrucksvoll und mächtig ist die breite Staumauer von oben. Gemütlich verlief die Strecke ein Teil dem Stausee entlang. Die Flora und Faunapracht rund um den See, wunderschön und vielfältig. Nicht weit vom Räterichsbodensee befindet sich der 2. Stausee Grimsel, den ich nach kurzen, steilen Passagen erreichte. Der Ausblick von hier belohnte einfach alle Anstrengung, die ich bis jetzt hatte. Trotz der immer stärker spürbaren Erschöpfung, nahm ich eine grenzenlose Freude wahr. Den Alpenpass bald zu erreichen, motivierte mich gerade um das Doppelte. Bis hinauf zur Passhöhe erwarteten mich nun jedoch noch einige Höhenmeter Aufstieg. Die Distanz zum Passziel wäre eigentlich nicht mehr weit, doch umso anstrengender und härter. Ein Kampf mit mir selber begann, als ich die letzten Höhenmeter bewältigte. Es ist mein grenzenloser Wille und die atemberaubende Grimselbergwelt, die mich vorantrieben. Langsam realisiere ich welch grossen Lohn oben auf mich wartet beim überschreiten von 2000 m.ü.M Höhe!

Nach einem schweisstreibenden und total Kräfte zerrenden Aufstieg, endlich das Alpenpass-Ortsschild «Grimselpasshöhe 2164 m.ü.M» vor Augen. Völlig emotional und total durcheinander, fühlte sich dieser besonders schöne Moment an, auf einem grossen Alpenpass zu stehen, den ich mit dem Bike bezwungen habe!!! Stolz kann ich auf meine Leistung sein, welche ich in den letzten Stunden meistern durfte. Oben auf der Passhöhe herrschte ein richtig grosser Betrieb von vielen Töfffahrern, die das prachtvolle Bergwetter anlockte. Etwas abseits von den Leuten suchte ich mir ein gemütliches Plätzli, um endlich mein verdientes Mittagsmahl einzunehmen. Nicht lange musste ich suchen und fand direkt am Seeufer des Totensees, der auf der Passhöhe lag, ein Ideals Plätzli. Die Panoramasicht auf das glasklar blaue Wasser sowie die Bergspitzen im Hintergrund, ein traumhafter Anblick!!!

Mhh schmeckte das Essen gut, als ich endlich meinen Magen füllen konnte. Der Teigwarensalat gab mir wieder neue Energie für die nächsten km, welche noch auf mich warten werden. Gemütlich nach dem Mahl genoss ich die schönen Sonnenstrahlen und kam dabei auf einen mega coolen Gedanken: baden im Totensee, das wäre echt ein krasses Erlebnis!! Doch die Wassertemperaturen im Juli sowie auf dieser Höhe noch extrem eiskalt, ca. 8 – 10 Grad, wird der Totensee sein. Die Freude und Vorstellung einmal in einem so kalten Gewässer zu baden, spornte mein Körper so richtig an, sodass ich gar nicht kalt hatte als ich die Badehose anzog. Die erste Berührung mit dem eisigen Gletscherwasser: der absolute Wahnsinn! Für den bevorstehenden Sprung, den ich vom Rand aus in den See machen werde, musste ich mich zuerst ans kalte Wasser gewöhnen; denn die Gefahr einer Unterkühlung kann in einer solchen Situation ganz schnell eintreffen, was sehr gefährlich wäre. Eine Weile später, gut vorbereitet, ready für den Sprung!!! Der Moment als ich ins eisige Wasser lossprang, so unbeschreiblich schön und frei. Ganz stark spürte ich das Gefühl von so einer Reinheit am ganzen Körper. Es fühlte sich so frisch an wie ich es noch nie erlebt hatte. Total erfrischt und wie neugeboren, wieder an Land!! Wow war dies ein Hammer geniales Erlebnis, welches ich nie mehr vergessen werde!! Die Zeit oben auf dem Pass verging wie im Fluge, sodass ich langsam aufbrach.

Das Schönste nach einem so harten Passaufstieg, die verdiente Abfahrt ins schöne Wallis. Die Grimselpasshöhe verbindet Kanton Bern mit dem Wallis. Mega Spass bereitete mir die rasante Fahrt hinab bis nach Gletsch VS, welche viel zu schnell vorbei ging. Das Wetter sommerlich warm, als ich im Wallis ankam und die Region Goms erreichte. Wunderbar fuhr ich alles gerade aus, quer durchs lange Gomser Gebiet in Richtung Brig zu. Unterwegs sah ich überall der schöne Walliser Charakter in den typischen Häusern. Eine so fantastisch schöne Region: das gesamte vielseitige und grosse Wallis. Unterwegs, direkt auf der Route, begegnete mir eine mega coole, bekannte, erlebnisreiche Sehenswürdigkeit im Dorf Bellwald. Stolz in luftiger Höhe verbindet sie die Ortsgemeinden Bellwald und Ernen, die Hängebrücke auch Goms Bridge genannt. Für mich als begeisterter Hängebrückenliebhaber genau das Richtige! Zusammen mit dem Bike querte ich die 92 m hohe und 280 m lange Brücke und genoss den eindrücklichen Blick in die Tiefe.

Mega schön und aufregend war dieses Hängebrücke Erlebnis! Definitiv war der Zwischenhalt hier es wert!! Ohne dass ich es wollte, passierte mir vor lauter langsam spürbarer Müdigkeit, einen blöden Fehler bei der Weiterfahrt nach Brig. Plötzlich kam ich vom normalen Weg ab und fuhr auf der Autostrasse Brig/Lausanne. Keine 100 m dauerte es, als einige Autofahrer mich darauf aufmerksam machten, dass ich falsch war. Nach diesem speziellen Ereignis konnte ich gemütlich entlang der Rhone fahren bis ins Zentrum von Brig. Das Gefühl fühlte sich echt gut an, beim Eintreffen des Bahnhofes Brig. Bis hierhin hatte ich schon so viele schöne Sachen erleben dürfen. Auch hier in diesem Walliser Städtchen gibt es auch einiges an tollen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Zum Höhepunkt des Tages besuchte ich noch das prächtige, bekannte Stockalperschloss, das stolz im Zentrum von Brig steht.

Sehr müde und erschöpft nach 15 Stunden Vollgas unterwegs, traf ich mit meinem Bike am Hauptetappenziel Visp ein. Die Freude fühlte sich so gut an, als ich am Bahnhof ankam!! Genau hier endete meine grosse Alpenpass- Biketour! Der letzte Abschnitt vom langen Tag, genoss ich mit der verdienten Zugfahrt zurück nach Thun. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder zu Hause. WOW war dies ein schöner Anblick: das kräftige Abendsonnenlicht! Überglücklich und mit einem mega Stolz im Herz über die geschaffte Pass- Herausforderung, beendete ich den grandiosen, coolen, abenteuerlichen Tag!!!!