Biketour Luzern

Es war Donnerstag Abend wo alles Andere als gut aussah für meine bevorstehende, grosse Biketour nach Luzern. Körperlich fühlte ich mich eigentlich gar nicht so fit wie ich dies mir vorgestellt hatte; so Vieles ging an diesem Tag schief. Doch Mutig und entschlossen und trotz immer wieder aufkommenden schlechten Gedanken, bereitete ich noch die letzten wichtigen Sachen vor. Das Wetter draussen war auch zugleich etwa ähnlich wie in mir selbst. Trübe und tiefhängende Wolken und immer wieder mal Regen. Das alles war eine richtig schwierige Prüfung, um den Mut nicht zu verlieren und am geplanten Vorhaben festzuhalten. Tief im Innersten wusste ich genau, dass ich es durchziehen werde. Geschlafen hatte ich fast nichts als es endlich Zeit war, um aufzustehen (03:00 Uhr).So viele Gedanken gingen durch meinen Kopf. Mit einer kleinen Stärkung (Morgen Milch), startete ich mein langer, anstrengender, aufregender Tag. Die Wolkendecke war spurlos verschwunden und einen sternklaren Himmel kam zum Vorschein. Total anders als den Tag zuvor, begann ich mein Abenteuer um 03:53 Uhr mit dem Bike. Still war es beim durchfahren auf den Strassen Richtung Steffisburg. Meine erste Etappe: den Schallenbergpass. Immer schneller wurde der dunkle Himmel heller, beim Hinauffahren Richtung Oberlangenegg. Als ich in Schwarzenegg ankam, zeigte sich am östlichen Horizont das langsam kommende, leuchtende rot/orange, schöne Licht. Mittlerweile war die Umgebung genug hell, sodass ich ohne Stirnlampenlicht fahren konnte. Total frisch und kalt fühlte sich die Weiterfahrt an, die wegen dem Talnebel entstand. Wie sehr bereute ich meine Handschuhe, welche zuhause geblieben waren. Doch trotz diesen kalten Umständen und bisschen Unterkühlung, spürte ich eine so richtige Freude und der Ehrgeiz gerade nochmals höher für meine noch vielen km. Endlich war es soweit: der erste Passaufstieg Schallenberg stand mir bevor. Das Hinauffahren kam mir genau richtig, um meinen Körper wieder ein bisschen aufzuwärmen. Die Stimmung unterwegs auf der Passstrasse: Total ruhig, verlassen ohne Verkehr, so wunderschön. Zu meiner Freude begegneten mir eine Herde Kühe, welche einen Teil der Passstrasse überquerten. Pünktlich, genau zum Sonnenaufgang, stand ich oben auf der Passhöhe Schallenberg 1167 m.ü.M!! Ein so spezielles Gefühl, als mir die ersten Sonnenstrahlen mitten ins Gesicht strahlten. Mit dem ersten Hunger gönnte ich mir oben gemütlich im weichen Gras das verdiente Frühstück zusammen mit dem Sonnenaufgang. Die Pause oben auf der Passhöhe konnte nicht besser sein, alles total verlassen und schön ruhig, sodass ich die wunderbaren Naturgeräusche hören konnte. Frisch gestärkt mit neuer Energie, begann der erste so richtig spassige Teil, die Passabfahrt.

» Jeahh»! wie toll, was für eine Hammer- Abfahrt!! Der Wind pfiff mir nur so um die Ohren und erfrischte mich. Leider nach paar Minuten alles wieder vorbei und die Strasse wieder einigermassen flach. Wunderschön zog die Route ins weite Tal hinein, zur nächsten Ortschaft Schangnau. Gerade diese Ortsgemeinde hat etwas ganz Spezielles an sich. Der bekannte Skistar Olympia- Sieger und Lauberhorn- Abfahrtsmeister Beat Feuz, wohnt in dem schönen, urchigen Emmentaler Dorf. Ganz spektakulär und mega faszinierend, leuchtete die Sonne durch den Talnebel, welcher sich genau vor dem Dorfeingang entlang zog. Wunderschöne, Typische Emmentaler Häuser verzierten den schmucken Dorfkern; ganz wohl fühlte ich mich dabei. Nicht weit von Schangnau, beginnt auch schon die Kantonsgrenze nach Luzern, sowie eines der bedeutesten Biosphärenresrvate der Schweiz ( UNESCO Biosphäre Entlebuch). Diese gigantische Naturschönheit beinhaltet unzählige und schützenswerte, seltene Pflanzenarten. Die Fahrt wunderbar durchs weit sehende Gebiet Entlebuch. Etwas abseits des Dorfes Entlebuch, beginnt für mich ein weiterer, anstrengender Teil. Mein Plan: eine kleine Routenabkürzung mit weniger km. Jedoch wird nun meine körperliche Leistung gebraucht, da der Passaufstieg Rengg steil und mega kräftezehrend begann. Unterwegs bekam ich so richtig zu spüren , wie anstrengend die Route für die Beine ist. Total atemberaubend zeigte sich die grandiose Aussicht aufs gesamte Entlebuch, je höher ich die Passstrasse hinauf fuhr. Die wunderbare Erleichterung als ich oben auf dem Renggpass 959 m.ü.M ankam und weit am Horizont die Stadt Luzern sah!!!!Ganz gemütlich im weichen Gras, gönnte ich mir eine Erholungspause. Es tat so gut!!! Einfach entspannen und die ruhige Natur begleitet mit Wind und Kuhglockengeläut, geniessen. Gestärkt und mega motiviert, erwarten mich noch wenige km bis ins Luzerner Stadtzentrum. Die Vorfreude darauf bald in der schönen Stadt am Vierwaldstättersee zu sein, extrem gross. Spassreich fühlte sich die Passabfahrt an, und schon nach wenigen km das Ortsschild Malters LU. Von hier ist es keinen Katzensprung mehr bis ins Luzerner Stadtzentrum.

«Juhui» Nach über 80 km Strecke Einfahrt in die grosse Stadt Luzern!!!! «Ich bin da!!! Hallo Luzern» Ab jetzt erwarten mich einige spannende Sehenswürdigkeiten quer durch Luzern. Wunderschön zeigt sich die Stadt: im Hintergrund der grosse Fluss Reuss, sowie gerade in meiner Nähe der Nölliturm. Jetzt tauche ich ab in echte Luzerner Geschichte. Die bekannte Museggmauer macht der Anfang meiner spannenden Entdeckungsreise! Um ein fantastischer Aussichtsblick zu geniessen, steige ich auf einen der 9 Türme, welche die Museggmauer bilden. Alte, steile Holztreppen führen eindrücklich auf den 33 m hohen Männliturm, welcher früher für Militärische Zwecke genutzt wurde. Oben angekommen, ein unfassbar schöner Stadtweitblick über Luzern, sowie dem Vierwaldstättersee. Nach so vielen gefahrenen km, tut eine Verpflegungspause mit bester Aussicht gut!! Der Moment oben über alles hinweg zu sehen, ein tolles Gefühl!! Die Zeit verging wie im Fluge, und schon stieg ich wieder abwärts zurück zu meinem Bike, welches ich unten in der Nähe des Nölliturms abgestellt hatte. Doch leider erwartete mich nun eine böse Überraschung. Ohne dass ich es bemerkte, verbog sich unterwegs mein Veloschlüssel so sehr, so dass er beim Geradebiegen in flacher Stellung zerbrach. Der unfassbare Schreckensmoment!! Mein Bike abgeschlossen und mein Schlüssel ist nicht mehr brauchbar. Ratlos stand ich da und wusste im ersten Moment nicht so recht was ich jetzt tun soll; war dies mein Ende meiner Tour?. Nach langem überlegen kam mir ein Gedanke!! Es gibt nur eine einzige Möglichkeit: ich muss wohl oder übel das Ringschloss aufbrechen. Doch wie stelle ich das nur an, ohne Werkzeug mitten in der Stadt. Jetzt kann ich nur eins: einfach blindlings vertrauen, dass alles wieder gut kommt. In der Nähe meines Standorts befand sich ein Restaurant: flotterweise stellte mir ein Mitarbeiter dort mehrere kleine Zangen zu Verfügung. Kaum hatte ich das Werkzeug erhalten, kam wie aus dem Nichts ein Velofahrer, der mir gerade zu Hilfe kam. Mit voller Kraft schneidete er so lang am Metalldraht, bis er durchgescheuert war und das Schloss aufgebrochen war. Die pure Erleichterung!! Mein Abenteuer kann ohne Probleme fortgesetzt werden. «Ja wieder einmal mehr durfte ich wissen, egal wie unmöglich ein Problem sein kann, unser allmächtiger Schöpfer im Himmel lässt uns niemals im Stich!!

Nach diesem Schrecken bin ich nur froh, dass ich wieder normal weiterfahren kann und mein geplantes Vorhaben fortsetzen konnte. Nun erwarten mich noch die restlichen Sehenswürdigkeiten quer durch die schöne Altstadt. Unterwegs begegneten mir viele wunderschöne Sehenswürdigkeiten wie: Spreuerbrücke, Jesuitenkirche und natürlich die weltberühmte Kapellbrücke, durfte nicht fehlen. Ein echt tolles Gefühl mit dem Bike diese legendäre Holzbrücke zu überqueren. Zum Höhepunkt des Luzern Besuchs, gönne ich mir aus einer bekannten Bäckerei (Bachmann)eine richtige Luzerner Spezialität: echte Luzerner Birewegge: eine wunderbare Köstlichkeit!! Noch lange könnte ich hier bleiben und das glasklare blaue Wasser vom Vierwaldstättersee bestaunen; doch mein Weg nachhause ist noch lange und anstrengend. Die Weiterfahrt durch das grosse Stadtchaos, eine grosse Herausforderung! Voll konzentriert fuhr ich über viele Kreuzungen und Lichtsignale. Bevor ich Luzern definitiv verlasse, besuchte ich noch das Heim- Fussballstation Swissporarena vom FC Luzern. Wenig, später Luzern hinter mir und die Fahrt entlang am Vierwaldstättersee, ein Traum!! Bis zum nächsten Halt erwarten mich jetzt einige km. Kaum das grosse Gebiet Luzern verlassen, schon überschreite ich die Grenzen zu den Kantonen Nidwalden und Obwalden. Genau beim Sarnersee Ortsgemeinde Sachseln, 100 km Strecke erreicht!! Die Freude darüber riesig und der Ehrgeiz für die weiteren km doppelt so gross. Doch die Anstrengung liessen nicht lange auf sich warten, als wieder ein kleiner Passaufstieg vor mir stand. Sehr anstrengend und schweisstreibend fühlte sich der Aufstieg an, mit starker Sonnenstrahlung. Dank meinem guten Training, diese Hürde schnell hinter mir, und schon sah ich den wunderbaren, glasklaren Lungerersee vor mir!! «Juhui endlich, jetzt gönne ich mir eine wohlverdiente Abkühlung»! Spontan entschied ich mich für eine Pause. Der Ort dafür konnte nicht besser sein: Kleine Liegewiese mit einem Floss auf dem See. Nichts wie los ab ins Wasser!! «Oh wie herrlich!!» der erste Moment im Wasser: das schöne erfrischende Seewasser tat so richtig gut und mein Körper nach kurzer Zeit, total erfrischt! Wie neu geboren und abgekühlt, frisch und munter, bereit für die Weiterfahrt. Der Ausblick entlang am Lungerersee hinüber nach Lungern Dorf fantastisch. Nochmals stieg die Route von Lungern Dorfzentrum steil bergauf zum letzten Pass des Tages: dem Brünigpass 1008 m.ü.M. Leider verfuhr ich mich unterwegs, so dass ich plötzlich irgendwo auf einem Wanderweg landete und nur mühsam die Passhöhe erreichte. Der pure Spass beim letzten Abfahrtsgenuss des Tages. Endlich, nach vielen km, erreichte ich Brienz und gönnte mir direkt am See das verspätete Abendessen. Mittlerweile zeigt die Uhr schon bald gegen 20:00 und immer noch liegt eine grosse, weite Strecke vor mir. Meine Müdigkeit und das lange Sitzen auf dem Sattel wurde je länger die Tour dauerte, zur Herausforderung. Trotz allem wurden die Strapazen reichlich belohnt mit einem traumhaften Sonnenuntergang am Thunersee!! Jetzt ging meine lange Strecke nicht mehr weit und die Heimat nur noch wenige km entfernt. Der emotionale Moment nach 18,5 Stunden, 180 km, und 2655 Höhenmeter, kam ich um 22.30 Uhr auf dem Thuner Rathausplatz an. Das Gefühl es geschafft zu haben im ersten Moment, gar nicht fassbar.!!! Überglücklich und enorm dankbar für alle Bewahrungen unterwegs, endet ein grandioses, aufregendes Abenteuer.