Tierhöri 2894 m.ü.M Adelboden

Schon lange war es mein Plan ein echter Adelbodner Gipfelspitz zu erklimmen. Denn rund um Adelboden wimmelt es nur so von verschiedenen hohen Spitzen. Einer der mir schon lange vor Augen war, der 2894 m hohe Tierhöri Spitz. Natürlich musste ich dieses Abenteuer sofort in meine Sommer-Erlebnistour 2020 einbauen.

Als wieder mal ein Prachtstag angekündet wurde, ging es nichts wie los nach Adelboden. Zuerst fuhr ich mit dem ÖV von Thun nach Frutigen, sowie im 2. Teil Busfahrt bis nach Adelboden «Unter dem Birg» – Talstation Engstligenalpbahn. Das Gebiet dort kannte ich bereits aus früheren Lagererlebnissen. Deshalb war mein Plan, zuerst den Klettersteig zu begehen, den ich aus vergangenem Lager kannte. Die Route führte mich nämlich genau zum Startpunkt meines Gipfelzieles des Giganten, auf die Engstligenalp.

Der Morgen total perfekt, als ich gemütlich los wanderte bis zum Einstieg des Klettersteiges. Immer wieder verlief diese Route entlang der Engstlige, die weiter oben spektakulär über den Felsen in die Tiefe stürzte. Genau dieses Naturschauspiel liebe ich besonders an diesem Klettersteig! Weiter oben gab es die perfekte Gelegenheit, dies noch einmal intensiver zu erleben. Etwas abseits von der normalen Route, führte eine Abzweigung genau zum Felsvorsprung vom Engstligenfall. Total erfrischend und sehr kühl anfühlend, konnte ich dort ganz nahe am tosenden Wasser eine gemütliche Pause einlegen.

Nach einiger Zeit brach ich auf und konnte die ersten Sonnenstrahlen genießen, die mich beim weiter Klettern erreichten. Direkt an der Sonne fühlte es sich schnell heiss an und der kühle Morgen war plötzlich wie verschwunden. Schnell hatte ich die erste Etappe geschafft und konnte die Kletterausrüstung wieder im Rucksack verstauen. Die Sicht oben auf der Engstligenalp war total ein Traum als ich den Blick auf mein Gipfelziel richtete. Stolz mit Schnee bedeckt an den zwei Adlerbodner Bergspitzen: Steghorn, Grossstrubel. Dabei spürte ich eine ganz grosse Freude, endlich den Tierhörispitz zu erklimmen. Die Wandermöglichkeiten auf der Engstligenalp sind unglaublich vielseitig: von ganz gemütlich, bis zu hochalpinem schwierigem Gelände. Genau solch eine Route war mein bevorstehender Aufstieg zum Gipfelziel des Tierhöri. Zuerst genoss ich noch die wunderschöne Stimmung mit all den verteilten Kühen rundum auf der grossen Fläche der Alp. Unglaublich meine grosse Freude über meine Lieblingstiere, dass ich mich so ganz nahe zu ihnen setzen konnte, um eine kleine ruhige Pause vor dem harten Aufstieg, einzulegen.

Die erste Etappe Steilpassagen bezwang ich ab der Engstligenalp bis zum Dossenseeli, das auf 2355 m.ü.M lag. Die Sonne strahlte dabei mit aller Kraft auf mich herab, sodass ich immer wieder kurz etwas trinken musste. Schnell kam ich voran und erreichte in Kürze, nach einigen schweiss treibenden Höhenmetern, die Zwischenetappe, dem Chindbettipass. Ein herrlicher Ausblick auf alle Gipfelspitzen von Adelboden! Kein Wunder, dass dieser Pass sehr beliebt ist für viele Wanderer. Denn von hier aus sind wieder viele unterschiedliche Wandermöglichkeiten offen.

Die weitere Wanderroute vom Chindbettipass, wurde immer wie anspruchsvoller sowie herausfordernder. Spätestens ab da sind Wanderer nur noch ganz selten zu sehen, wenn überhaupt jemand. Überall hatte es vom letzten Schneefall immer noch Schneefelder in den Felsmulden. Zur eigener Sicherheit hatte ich meinen Hochtourenpickel mitgenommen und konnte ihn gleich gut einsetzen. Das Gelände zum Gipfel des Tierhörispitz bietete ideale Bedingungen für optimales Training, um mit solchen Schwierigkeiten umzugehen. Ganz spektakulär sah der mächtige Gipfelfelsenkopf aus mit einer sehr steil ausgesetzten Felswand. Für mich als leidenschaftlicher Wanderer und Bergsteiger kein Problem, dieses Hindernis zu passieren. Jedoch musste ich mich total konzentrieren und jeder Handgriff musste absolut korrekt sein. Zu allen Schwierigkeiten noch nasses Gelände durch den letzten Schneefall. Nach kurzer Kletterei unter Anspannung, noch das letzte Stück empor zum Gipfel. Dieser Moment fühlte sich ganz speziell und wunderschön an, als ich ganz zuoberst auf 2894 m.ü.M stand und rund um mich herum alle Gipfelspitzen sah.

Lange genoss ich die wunderbare Stille mit starkem Sonnenschein auf dem Tierhöri! Noch lange hätte ich oben bleiben können, doch an den Abstieg muss auch gedacht werden. So stieg ich rasannt alles wieder talwärts ab bis zur Talstation Engstligenalp. Sehr müde und mit einem glücklichen Herzen voller neuen Erlebnissen kehrte ich nach Thun zurück.