Übernachtung Niesen

Super, perfekter Sommertag, als es endlich soweit war für die erste Übernachtung der Sommer-Erlebnistour 2020. Die Tagestemperaturen stiegen an diesem Tag über 30 Grad Celsius an. Lange musste ich darauf warten, bis das Wetter-Zeitfenster günstig genug war, um dieses Abenteuer zu starten. Diesmal startete ich von Wimmis Dorf aus, in eine komplett neue Route zum Niesen Gipfel. Am Anfang des Aufstiegs fühlten sich die ersten Wander km sehr mühsam und total anstrengend an, da die Sonne stechend vom Himmel schien plus die Umgebung schwül feucht. Wie sehr freute ich mich, bald aus dieser Hitze in die Höhe zu flüchten. Deutlich weiter oben spürte ich schon bald mal eine angenehme Luft und die Temperaturen sanken sofort je höher ich stieg. Die Wanderroute war atemberaubend schön und führte mich immer wieder mit bestem Blick auf den Thunersee, langsam zum Hauptetappenziel entgegen. Unterwegs gönnte ich mir immer wieder eine kleine Pause. Besonders am «Vorder Ahorni» blieb ich etwas länger, da die Aussicht von dort aus, gigantisch war. Zum erstenmal wanderte ich übers steinige «Hinter Ahorni», wovon ich immer wieder hörte, dass dieses Gebiet von Steinschlagabgängen heimgesucht wurde und der Wanderweg dadurch auf längere Zeit gesperrt blieb. Als geübter Wanderer war dieses Gelände ideal und imposannt. Je näher ich dem Ziel entgegen kam, umso mehr spürte ich auch das Gewicht des nicht ganz leichten Rucksackes. Wie schön fühlte es sich an, als ich endlich mein geplanter Biwak- Schlafplatz beim Niesen erreichte. Leider zu meiner Überraschung, konnte ich den vorgesehenen Schlafplatz auf Grund von überall verteilen Kuhmistfladen nicht benutzen. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als einen anderen Platz zu suchen. Nach nicht langem Suchen des noch besseren Schlafplatzes, ein paar Schritte weiter weg, fand ich ein einziges, flaches Stück Grasfläche, direkt an der Gratabgrundkante.

Mit der letzten Abendsonne richtete ich mein Biwakplatz gemütlich ein, sodass alles rechtzeitig zum Sonnenuntergang fertig wurde. Exklusiv dazu gab es endlich mein verdientes Abendessen! Allmählich brach langsam die Nacht ein und mein spezieller Abend auf dem Niesen, konnte losgehen. Mit vielen Knicklichtern ausgerüstet, marschierte ich die letzten Meter zum Aussichtspunkt: Niesen Gipfel 2363 m.ü.M entgegen. Bis jetzt hatte ich den Niesen noch nie so speziell im Nachtlicht gesehen. Wunderbar war die Stimmung auf unserem Hausberg mit Blick ins grosse Lichtermeer!! Um ca. 22.45 Uhr stieg ich wieder hinab zu meinem Biwak, in der Nähe des Gleitschirm- Startplatzes.

Atemberaubend präsentierte sich die sternenklare Nacht, als ich gemütlich vom Schlafsack aus, zum Himmel sah. Dass es eine ganz spezielle Nacht war, erkannte ich daran, dass ich den seltenen Komet Neowise (C/2020 F3) sehen konnte !!So wurde es lange nichts mit einschlafen, da alles so total aufregend sich anfühlte. Schnell ging’s, bis es plötzlich immer heller und heller wurde und der nächste Tag anbrach. Mit kühlen 8 C stand ich um ca. 05.15 Uhr auf und brach Richtung Gipfel auf. Pünktlich zum Sonnenaufgang, genoss ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Gemütlich gabs dazu meine traditionelle Morgenmilch, die mir für den anstrengenden Aufstieg zum Fromberghorn Energie liefern wird. Schon lange zuvor wollte ich unbedingt mal die schwierige Route (T6) zum Nachbargipfel besteigen. Genau vom Niesen beginnt diese lange Bergkette, die sich weit bis in die Lenk zieht. Mein Tagesplan war es: einen Teil dieser Niesenkette zu überqueren.

Kurz bevor ich aufbrach, noch eine letzte stärkende Mahlzeit für meine bevorstehende schwierige Wanderung. Die Route führte mich zuerst talwärts zum Einstiegspunkt Cheesbödi. Von da begann der Nordostgrat, welchen ich bezwingen musste. Kaum angefangen, bereits die erste, schwierige und nicht ganz ungefährliche Schlüsselstelle «Wyssi Zend» ;ein fast senkrechter Felsen. Wie schön es sich anfühlte, als ich bereits einen Teil des Grates ohne Probleme meistern konnte. Immer wieder wurde ich aufs Neue herausgefordert und dafür reichlich belohnt. Die spontane Belohnung bekam ich, als plötzlich ein Edelweiß vor meinen Augen auftauchte . Die Freude darüber war extrem gross, da ich bis jetzt noch nie eines zu Gesichte bekam. Die Route zeigte deutlich, dass nicht viele Menschen diesen Gipfel erklimmen, da das Gelände rundum überall gefährliche Stellen aufweist.

Nach einigen anspruchsvollen Klettereien, erreichte ich den Gipfel des 2394 m hohen Fromberghorns. Die Freude und das grenzenlose Freiheitsgefühl war einfach soo unbeschreiblich schön. Der Ausblick gigantisch sowie Fernsicht: top!

Meine Wanderroute führte noch weiter bis zum nächsten Nachbargipfel, dem Drunnengalm sowie Standhore und zum Schluss: dem Steinschlaghorn. Total müde von den letzten anspruchsvollen km, wanderte ich noch hinab zum Hauptetappenziel Frutigen.

Mega glücklich und voller neuer Erlebnisse nach abenteuerlichen 1,5 Tagen, kehrte ich erschöpft nach Thun zurück. Ja dieses Abenteuer werde ich so schnell nicht vergessen!